Was bisher geschah...

Akt 2

01. Januar 2007

Willkommen im Jahr 2007. Bin extra zeitig aufgestanden, damit ich abends schön müde bin und vor lauter Aufregung schlafen kann. Zum Mittag gabs den traditionellen Hirschbraten, das arme Stück Fleisch haben wir schon am 31.12. mit Rotwein ersoffenbegossen, nur um sicher zu gehen, dass er uns auch nicht mehr dem Topf hüpft. Blau wie er war landete er dann zielsicher erst im Topf und dann im Ofen, dazu gabs Kartoffelklöße und Schwiegermamas Rotkohl. Selbige hatten wir als Dankeschön gleich zum Essen eingeladen und sie war begeistert, dass ist doch das beste Kompliment für einen Koch überhaupt.
Hab alles vorbereitet, Block eingepackt, Kulli, Fahrverbindung zu rechtgelegt, Sachen rausgelegt, aber einschlafen konnte ich vor lauter Aufregung dennoch nicht. Irgendwann gegen halb zwei hat mich der Schlaf dann aber doch übermannt.

02. Januar 2007

Auf auf nun denn in den neuen Job!!! Nach Potsdam!!! Hasi hat mich bis Lichtenberg mitgenommen, so daß ich wahrlich überpünktlich am Ostbahnhof eintrudelte, meine Fahrkarten kaufte und gespannt auf den Zug wartete. Als er pünktlichst um 7:01 Uhr einfuhr, ging ein Raunen durch die Menge. Die machen mir richtig Mut, diese anderen Fahrgäste, die neben mir stehen und über die Bahn wettern. Vom Zug zum Bus, ohne Probleme. Potsdam im Morgengrauen an einem 02. Januar sieht nicht anders aus als jede andere Stadt zu diesem Zeitpunkt. Aber es gibt einen Billig-Bestatter. Ohne Scheiß. Prankte an nem Schaufenster, riesengroß. Bin mir ja nicht sicher, ob das wirklich ein gut gewählter Verkaufsslogan ist. Ich durfte die ganze Brandenburgische Straße runterlaufen, clever wie ich bin, hab ich natürlich die ersten Bäckereien links liegen gelassen, hatte ja noch viel Straße vor mir, aber Pustekuchen, je näher ich der Arbeit kam umso weniger Geschäfte mit Lebensmitteln im Angebot fand ich vor. Huch. Konnte ja spannend werden. Kurz vor 8 war ich vorm Büro und im zweiten Anlauf ertönte auch der Türsummer. Hallo, da bin ich. Das Büro ist klasse, eine Altbauwohnung. Aber die Dame, die mich einweist, ist genau der Schlag Bürotussi, den ich nicht leiden kann. Na dann. Als erstes organisierten wir mir einen Stuhl, Sessel Marke Chef, sehr schön, dann bekam ich einen Kaffee serviert und das Organisationsbuch in die Hand gedrückt. Okay. Kurzum der Tag war öde, auch wenn ich mir massig Notizen gemacht habe, Posteingang, Postausgang, Rechnungen, Tätigkeitsnachweise, Monatsabschluss... Ändert aber nix daran, dass ich die Tussi nicht mag. Warum? Versucht mit Plastefingernägeln die Tastatur zu treffen, so'n richtiges Püppchen, ist seit 5 Jahren dabei, naja. Clever ist sie auch, jetzt wo es Elterngeld gibt, mag sie ein Kind haben, schließlich kann sie es sich jetzt leisten. Hä? Klar! Ich auch! Warum sollte frau auch sonst ein Kind haben wollen? Nun gut. Sind ja nur noch 9 Tage. Mein Niederlassungsleiter kam kurz vorbei geshuscht um zu gucken, wer denn die Neue ist. Gleichzeit erfuhr ich, dass der neue Disponent ein älterer Herr 'so um die 50' ist, na wenn das nicht nach meinem Herrn K. klingt... Kurz nach 17 Uhr bin ich los, hatte mir nämlich eine super Busverbindung für zurück gesucht. Tja, was soll ich sagen, ich hab den Bus verpaßt und damit meinem Zug und dann hab ich die nächstbeste Straßenbahn Tram genommen und die hielt natürlich nicht am Hauptbahnhof, da bin ich bis Babelsberg gefahren und dann mit der S-Bahn über Kleinkleckersdorf in - in Worten - ZWEI Stunden nach Hause. Ich war müde, ich war fertig und ich hatte Hunger. Madame hat nämlich den ganzen Tag über eine Milchschnitte gegessen, da würd ich dann auch Kleidergröße 38 haben. Hatte mir zwar extra Stullen geschmiert, aber so recht haben die meinen Hunger auch nicht gestillt. Für solche Fälle gibt es ja glücklicherweise Chinarestaurants mit Lieferservice. Hanibal haben wir natürlich nicht mehr geholt. Morgen dann.

03. Januar 2007

Das erste Mal also nun mit Bus und Bahn zum Zug. Würde wie geschmiert laufen, wenn mein Kurzzug fahren würde, tut er aber nicht. Fein. So war es zwar etwas knapp, aber sowohl ich als auch der Zug waren pünktlich. Die Damen Mitreisende, die gestern schon überaus erstaunt waren ob der Pünktlichkeit, waren heute genauso begeistert. Sie glauben an Wunder, bitte schön! Bim wieder die Brandenburgische runter und hab freilich wieder die Bäcker irgnoriert. Ich bin blöde, ich weiß, hatte ja Hoffnung auf Mittagspause, mal schauen. Madame Plastikfinger reichte mir einen Kaffee, schade nur, dass sie sich die Milch aber nicht den Zucker gemerkt hat und gab mir wieder Lesestoff. Spannend. Es waren die letzten Atemzüge des Monatsabschluss, zwei Mitarbeiter riefen zurück um ihre Stunden durchzugeben und ich zückte gleich zwei Stundennachweise um mitzuschreiben und prompt erfuhr ich, dass 'hier koordiniert' gearbeitet wird. Das konnte ich sehen, sie hatte einen gut und gerne 30 cm hohen Stapel zum Abarbeiten bei unschlagbaren 80 Mitarbeitern. Jo!!! Soviel zur Koordination, oder meinte sie Koordinaten??? Irgendwo zwischen Mars und Mond würde es vielleicht hinpassen... Mittagspause war wieder nicht, also hockte ich wieder mit meinen Stüllchens da. Ey, wow, ich durfte Ablage machen, supi, kann ich ja noch nicht, nach siebeneinhalb Jahren. Und ich bekam einen Anruf, aus Halle, vom Herrn K. - es ist wirklich der Herr K., geil, wir arbeiten also weiter zusammen, cool, nicht alleine in der Fremde, na wenn das nicht was wird. Diesmal bin ich pünktlich 17 Uhr losgegangen, tja, und man glaubt es kaum, Bus kam wieder nicht, Straß Tram genommen, nicht am Hauptbahnhof angehalten, Babelsberg, S-Bahn verpaßt, Kleinkleckersdorf... Ich mag die Ecke nicht wirklich. Hasi war lieb und hat auf mich gewartet. Müde, unlaunig, aber Hanibal geholt. Endlich ist die "Familie" wieder vollständig!!!

04. Januar 2007

Tag 3. Ui, Überraschung, das war's mit pünktlichen Zügen! Heute waren es fünf Minuten und die Damen Mitreisende waren nicht mit von der Party, schade. Da aus fünf Minuten Verspätung sieben wurden, war der Bus freilich weg, hab ich halt die Str Tram (seit wann heißen Straßenbahnen eigentlich nicht mehr Straßenbahnen???) genommen und gleich mal auf den Fahrplan zwecks Heimfahrt geschaut. Nanu, den Bus den ich laut Verkehrsbetriebe nehmen soll fährt da gar nicht. Dann ist es auch wenig verwunderlich, wenn ich ihn nicht kriege... Dafür durfte ich mich bequatschen lassen; steh da so unschuldig vorm Plan und plötzlich fliegt mir ein "wie geht's" ins Ohr. Hä? Donnerstag Morgen, kurz vor 8 Uhr, es dunkel, es ist naß, was ne blöde Frage. Dreh mich um und ups, jetzt bloß keine falsche Antwort, definitiv kein "Einheimische", also gekonnt ignorieren. Hätt nur gefehlt, dass er mich als Rassist beschimpft, aber Glück gehabt. Der Weg von der Haltestelle zum Büro ist so ungefähr 90% kürzer. Bin auch schon cleverer geworden, war beim Bäcker, super Idee da mit nem 20er zu bezahlen, hat die gute Verkäuferin auch ne harte Probe gestellt, aber sie hat's gemeistert und so kam ich mit 3 Tüten im Büro an. So gefällt mir das schon besser. Kaffee hab ich mir allein nehmen dürfen und das Handbuch find ich auch allein. Yeah, wieder abgeheftet. Sehr schön! Ich krieg die Macke, hallo Einweisung = Ablage, hab ich was nicht mitgekriegt? Nicht mal ans Telefon darf ich. Diemal bin ich um - haha - fünf vor fünf aus dem Büro gehastet und ich hab die richtige St Tram bekommen und dementsprechend auch den richtigen Zug und bombastisch um kurz vor 18 Uhr war ich Ostbahnhof. Pünktlich zu Hause und prompt im Ich-bin-doch-nicht-blöd-Markt, wir sind jetzt stolze Besitzer eines Toshiba-Laptops, ich kann also auch in Essen surfen und spielen, wenn ich rausfinde was ein Hotspot ist und wie ich ihn nutze.

05. Januar 2007

Heute nur "wenige Minuten" Verspätung, was ist denn das für eine bescheuerte Anzeige bei der Bahn??? Wenige Minuten, das kann alles sein!!! Nun schlußendlich waren es wieder fünf Minuten, hätte sie auch gleich schreiben können. Wieder die St Tram genommen und den Bäcker leergekauft, diemal extra Kleingeld in der Tasche, Frau ist ja lernfähig. Kaffee war Selbstbedienung, Handbuch war Selbstbedienung, die Ablage schrumpft und oh Wunder, sogar der 30 cm Stapel schrumpfte bis zum Ende des Tages fast weg, aber eben nur fast. Schöner Tag, gähnend langweilig, aber was hab ich nach dieser Woche auch anderes erwartet. Abermals pünktlich fünf vor los und ebenso den Zug erwischt. Alles schön und Wochenende.

07. Januar 2007

Immerhin ich war den ganzen Tag tapfer, nicht gemault, nicht gejault, aber als die Uhr stetig und beständig auf meinen Abfahrt hin rückte, fing ich an zu flennen. Ja, ja, blabla, ich weiß, aber wir waren noch nie eine Woche getrennt und ich empfinde das als sehr schmerzvoll, dass ich gehen muss, tschuldigung. Mit rotverquollenen Augen stand ich um 21 Uhr am Bahnhof, meine Tasche war so lausig schwer, dass ich noch nicht einmal dran denken wollte, wie ich die in Essen vom Bahnhof zum Hotel kriegen sollte. Ein Vorteil hatte die Spätfahrt aber, es war leer, so konnte ich gleich den Sitzplatz nebenan beschlagnahmen und meine Füße (Schuhe brav ausgezogen) drauf zu legen. Schräg rüber saßen zwei Kerlchens, Anfang 20, die auf dem Weg zur Kaserne waren und unterhielten das komplette Abteil mit ihren Wochenendeerlebnissen. Recht interessant wer so mit wem und wieso und überhaupt. Leider stiegen sie schon in Stendal wieder aus. Ich okkupierte ihre Plätze, da die Steckdosen neben den Tischchens angebracht waren. Schade nur, dass ich trotzdem zu dusselig war. Trotz Stecker in vermeintlicher Steckdose war mein Akku nach knapp ein und einer dreiviertel Folge 'Ein Duke kommt selten allein' leer. Rausgucken war nicht, weil zappeduster, Buch lesen wollte ich nicht und schlafen hab ich mich nicht getraut, weil ich befürchtete zu verschlafen. Gegen Mitternacht simste mir Papa und drückte sein Mitgefühl aus, dass ich immer noch unterwegs war. Hasi rief 10 Minuten vor Essen an und versprach im Hotel noch mal anzurufen. Kurz vor 2 Uhr morgens war ich also im Ruhrpott. Tief im Westen. Ach nee, das war ja Bochum, aber da war ich immerhin vorbei/durchgefahren. Ich wuchtete meine Tasche über die Schulter und hinaus aus dem Bahnhof. Freilich nahm ich den Hinterausgang, dumme Idee, aber vorallem gruselige Idee, da war nix, graue Wände, komische Gestalten. Ich wollte nur eins und das war nach Hause. Aber immerhin ich fand den Taxistand, ein freundlicher Herr nicht deutscher Herkunft schnappte sich meine Tasche und verfrachte sie in den Kofferraum, immerhin ohne Rückenverletzung. Auf auf zum Hotel. Essen im Dunkeln und dann knapp 2 km Fahrt, wenig aufregend, wenig spektakulär. Von außen war das Hotel bunt. Mit der Taxiquittung in der einen und der Tasche in der anderen Hand stapfte ich in die Hotellobby und... "Guten Abend Frau S." Hä? War ich im falschen Film? Ich wurde persönlich begrüßt, nachts um 2 in Essen. Definitiv falscher Film! Schwupsdiwups hatte ich meinen Zimmerschlüssel bzw. meine Zimmerkarte, Schlüssel sind offensichtlich aus der Mode, ich wußte wie die Hotspotpreise sind und hatte einen ISDN-Anschluß und ein Kabel. Das ist Service. Fahrstuhl, 3. Etage und dann immer den Gang entlang. Strikte Dienstanweisung vom Herrn K. am Freitag ich hab gefälligst leise zu sein, wenn ich aufschlage, da er schlafen will. Hab mir Mühe gegeben. Das Zimmer verschlug mir erst einmal die Sprache, mit dunklem Holz vertäfelte Wände sind schon seit Jahrzehnten aus der Mode. Grr. Einzelbett. Ihhh. Ich hab die Tasche in die Ecke geschoben, meine Waschtasche rausgezerrt, Katzenwäsche, Schlafzeug angezogen, Hasi die Zimmernummer gesimst, den Fernseher angeschaltet und auf Hasi gewartet, den Telefonhörer aufs Kissen gelegt und beim Gute-Nacht-telefonieren schon halb eingeschlafen. Wach wurde ich gegen 4 Uhr, da hab ich dann auch mal das Licht aus und den Fernseher leiser gemacht.

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